Cum-Ex-Geschäfte -- einfach erklärt

 Cum-Ex was? Ok: das Wort an sich ist erstmal schnell erklärt. Es handelt sich in diesem Fall um Aktiengeschäfte, die sich am Tag der Dividendenausschüttung sowie kurz davor (cum) und danach (ex) abspielen. Eine Dividende ist für Investoren eine Art Beteiligung am Gewinn des Konzerns auf das sie Aktien halten und wird zu 25% versteuert.

 

Bereits Anfang der 90er Jahre sind Cum-Ex-Geschäfte bekannt geworden und zählen zum größten Steuerskandal in der deutschen Geschichte. Ein Verwirrspiel zwischen Banken, Investoren, Anwälten und dem Staat. Aber worum geht es genau? Hier ein Beispiel.

 

Drei Investoren schließen sich zusammen: Adam Apfel, Boris Brenner und Carmen Clausen.

Adam besitzt Aktien eines Großkonzerns im Wert von 2 Millionen Euro. 

Einen Tag vor der Dividendenausschüttung kauft auch Carmen Aktien des gleichen Unternehmens ebenfalls für 2 Millionen (Euro), allerdings kauft sie diese von Boris ab. Verwirrenderweise, besitzt er diese jedoch noch gar nicht. Das nennt man „Leerverkauf“.

 

Nun schüttet der Konzern seine Dividenden aus. Sagen wir mal, in diesem Fall sind das 100.000 Euro für Adam. Davon erhält er jedoch nur 75 %. Die restlichen 25.000 (Euro) gehen als Kapitalertragssteuer in die Staatskasse. Adam bekommt dafür eine Steuerbescheinigung.

Abzüglich der Dividende sind die Aktien nun nur noch 1,9-Millionen Euro wert. 



Tags darauf verkauft Adam seine Aktien an Boris. Er zahlt mit dem Geld, das er von Carmen bereits erhalten hat. Boris gibt die Aktien direkt an Carmen weiter, die sie durch den Leerverkauf ja bereits erworben hat, allerdings – wir erinnern uns - für 2 Millionen Euro. Das heißt, Carmen bekommt von Boris 75.000 Euro zusätzlich und erhält noch eine Steuerbescheinigung in Höhe von 25.000 Euro.

Nun verkauft Carmen ihre Aktien wieder an Adam. Jetzt ist alles wieder fast wie vorher, doch…

Der Staat hat in diesem Szenario nur einmal Kapitalertragssteuern von Adam kassiert. Allerdings können sich Adam und Carmen beideunter bestimmten Umständen die Steuern vom Staat wieder zurückholen. Insgesamt 50.000 Euro, die sich die drei Investoren teilen. Bis heute hat der Staat dadurch einen Schaden in Milliardenhöhe erlitten.

 

Warum das möglich war? Das Eigentumsrecht einer Aktie geht bereits beim Kauf an den Käufer über. Durch den Leerverkauf zwischen Carmen und Boris gab es zum Zeitpunkt der Dividendenausschüttung somit zwei Aktieneigentümer. Zudem wird gesagt, dass Finanz- und Aufsichtsbehörden dank veralteter Systeme nicht nachvollziehen konnten, wem zu welchem Zeitpunkt die Aktien gehörten.

Banken, Anwälte und Investoren behaupten legal gehandelt zu haben und hätten lediglich Steuerschlupflöcher genutzt. Die Politik hingegen hat lange versäumt diese Schlupflöcher zu stopfen. Erst im Laufe der Zeit gab es regelmäßige Gesetzesanpassungen und ein neues Finanzsystem, um den Cum-Ex-Handel zu stoppen. 

 

Gerichtsverfahren sollen nun klären ob Cum-Ex-Geschäfte strafbar sind. Wenn ja, müssten in unserem Beispiel Adam, Carmen und Boris die Steuergelder zurückzahlen.