Erklärvideo: Die Berliner Luftbrücke - einfach erklärt

Lukas ist ein echter Berliner! Und natürlich kennt er die Hungerharke. Bisher war die für ihn allerdings nur „irgendein Denkmal“... Aber jetzt soll er für ein Projekt im Geschichtsunterricht Zeitzeugen befragen. Er erinnert sich, dass sein Großvater ihm als kleiner Piefke immer Geschichten von der Luftbrücke erzählt hat. „Perfekt!“ denkt sich Lukas und macht sich auf, um ihn zu interviewen. 

 

Der freut sich riesig über das Interesse seines Enkels und erklärt ihm erst einmal, wie es zu der Luftbrücke gekommen ist: Nach dem 2 Weltkrieg teilten die 4 Siegermächte USA, Großbritannien, Frankreich und Russland, Deutschland in 4 Zonen auf. Berlin hatte hierbei eine besondere Rolle: Die Stadt sollte selbst noch einmal in vier Sektoren aufgeteilt werden. Diese würden dann von den Stadtkommandanten der jeweiligen Besatzungsmacht regiert werden. 

 

Das Problem: Berlin selbst lag tief in der Sowjetischen Zone und die Sowjetische Militärverwaltung hatte das Gefühl, dass die Westalliierten sich die Stadt unter den Nagel reißen wollen – ein Konflikt war also vorprogrammiert.

 

Und so kam es dann auch: 1948 führten die West-Mächte die D-Mark als alleingültiges Zahlungsmittel in ihren Zonen ein. Zuvor hatte man noch versucht eine gesamtdeutsche Währungsreform umzusetzen, scheiterte jedoch mehrfach. Die Folgen: Da das alte Geld in den Westzonen auf einen Schlag wertlos war, in der Ostzone aber immer noch genutzt werden konnte, hatte man auf sowjetischer Seite Angst von den „alten“ Geldscheinen überflutet zu werden. Das hätte nämlich zum Kollaps der Ost-Wirtschaft geführt. Also entschloss sich die Sowjetische Militärverwaltung eine eigene „Gegen-Währungsreform“ durchzuführen. Und dieses Mal sollte die neue Währung auch in Groß-Berlin gültig sein. Eine Provokation, die die Westalliierten nicht auf sich sitzen lassen konnten: Sie erklärten die Reform für „null und nichtig“! 

 

Die Antwort der Sowjetischen Militärverwaltung kam prompt: Am 24. Juni 1948 riegelte sie alle Zugangswege nach Westberlin ab! Der gesamte Personen- und Güterverkehr wurde blockiert und auch die Stromversorgung war unterbrochen. Lukas Großvater erinnert sich an den Schock, unter dem die ganze Stadt stand! Denn: ohne Versorgung von außen würde Westberlin über kurz oder lang aushungern!

 

Es mussten also Lebensmittel und Kohle für die Kraftwerke - eigentlich alles, was zum Überleben wichtig ist nach Westberlin geschafft werden! „Aber wie?“ will Lukas wissen!

 


Nun, Gott sei Dank waren den westlichen Stadtkommandanten schon im Winter 1945 schriftlich 3 Luftkorridore nach Berlin zugesagt worden!  Und General Lucius D. Clay hatte auch schon eine Idee wie er diese nutzen würde: Er schlug eine Luftbrücke, also die Versorgung der Stadt mit Flugzeugen vor! Und so starteten am 26. Juni 1948 die ersten amerikanischen „Rosinenbomber“ mit dem Ziel Tempelhof. Schon 2 Tage später beteiligten sich auch Briten an der Luftbrücke und sogar Flugboote kamen zum Einsatz! 

 

Allerdings: mit den anfangs geschätzten 750 Tonnen Luftfracht pro Tag war man noch meilenweit von dem errechneten Tagesbedarf der Westberliner entfernt... Und so wurde optimiert und optimiert: Um ein Chaos in der Luft zu verhindern überlegte man sich ein ausgeklügeltes System, dass Luftkorridore Quasi in Einbahnstraßen verwandelte: Aus Nordwesten und Südwesten wurde Fracht eingeflogen und nach Westen kamen die Maschinen wieder zurück. Die Anflugfenster wurden immer kleiner, bis am Ende in der Spitze alle 62 Sekunden ein Flugzeug landen konnte. Die Verweildauer am Boden inklusive Wartung sowie Be- und Entladen betrug schließlich nur noch 30 Minuten. Sogar einen ganzen Flughafen bauten die Berliner in nur 3 Monaten! 

 

Leider kam es trotz dieser logistischen Meisterleistungen immer wieder zu tragischen Unfällen! 39 Briten, 31 Amerikaner und mindestens 6 Deutsche ließen währen der Luftbrücke Ihr Leben. Trotzdem: Westberlin seinem Schicksal überlassen? Das kam für die Westalliierten nicht in Frage. Das findet Lukas’ Großvater besonders bemerkenswert, waren doch die Piloten und die Berliner, die sie versorgten, noch vor wenigen Jahren Erzfeinde! 

 

Am Ende musste auch die Sowjetische Militärverwaltung einsehen, dass sie gegen den Durchhaltewillen der Westberliner und ihrer neuen Freunde keine Chance hatte. Und so wurde die Blockade am 12. Mai 1949 nach über einem Jahr vollständig aufgehoben! 

 

Wow! Lukas ist begeistert von der Live-Geschichtsstunde seines Großvaters! Und die Hungerharke sieht er jetzt mit ganz anderen Augen! Er weiß jetzt: Ohne den unermüdlichen Einsatz aller Beteiligten der Luftbrücke sähe sein Berlin heute auch GANZ anders aus!