Compliance - einfach erklärt

Herr Peterson ist als Einkäufer in einem Mittelstandsunternehmen tätig. Regelmäßig vergibt er Aufträge an Zulieferer oder Dienstleister und kauft Waren ein. Herr Mertens ist fleißiger Vertriebsmitarbeiter der Firma IT-Digital. Er möchte Herrn Peterson unbedingt von den Produkten seines Arbeitgebers überzeugen.

 

Herr Peterson ist ein großer Fußballfan. Das weiß Herr Mertens und lädt ihn nun zu einem Fußballspiel ein. Teure VIP-Karten auf Kosten der Firma IT-Digital. Das klingt gut. 

Ein bisschen zu gut, denn Herr Peterson vergibt demnächst einen großen Auftrag, den die Firma IT-Digital nur allzu gerne übernehmen möchte. Herr Peterson kommt ins Grübeln. Ist das noch eine nette Aufmerksamkeit oder vielleicht bereits ein Bestechungsversuch? 

 

Allein weiß er nicht weiter und fragt seine Vorgesetzte. Sie erklärt ihm, dass die Grenze zwischen einer kleinen Gefälligkeit und einem Bestechungsversuch manchmal fließend sein kann. Eine kleine Aufmerksamkeit unter Geschäftspartnern, beispielsweise ein Kalender oder ein Kugelschreiber, wäre in Ordnung. Problematisch wird es, wenn Geschenke einen Einfluss auf die Entscheidung von Herrn Peterson haben sollen.  Seine Vorgesetzte verweist ihn auf die Compliance-Richtlinien des Unternehmens.

 

Darin werden Herr Peterson und seine Kollegen aufgefordert, die geltenden Gesetze, internen Regularien sowie die Unternehmenswerte einzuhalten. Geldwäsche, Korruption oder der Handel mit Insiderinformationen sollen auf diese Weise ausgeschlossen werden. Damit sollen zum einen das Unternehmen geschützt und zum anderen Reputationsschäden vermieden werden.    

Die Selbstverpflichtung, sich an bestimmte Regeln zu halten und das auch zu überwachen, besitzt heute fast jedes größere Unternehmen. Das war nicht immer so.

Ende der 80er Jahre wurden Unternehmen der amerikanischen Finanzbranche bei Rechtsverstößen zur Zahlung enormer Summen verurteilt. Zudem war der Imageschaden in der Öffentlichkeit immens. Nur wer nachweisen konnte, dass er seine Mitarbeiter regelmäßig über die rechtlichen und internen Regelungen informierte, wurde weniger hart bestraft. Auf globaler Ebene setzt sich dieses System auch in Deutschland durch. 

 

Herr Peterson ist froh, dass er um Rat gefragt hat. Mit VIP-Tickets im Fußballstadion zu sein, wäre zweifellos ein Traum von Herrn Peterson. Dennoch möchte er weiterhin seinen Job ausführen und nicht mit dem Gesetz und den Regeln des Unternehmens in Konflikt geraten. Deshalb lehnt er die Einladung freundlich ab - und kauft sich Tickets für das nächste Fußballspiel. Keine VIP-Tickets, dafür im Fanblock und von seinem eigenen Geld.