Steuerflucht - einfach erklärt

In vielen Ländern wird die Besteuerung einer Firma an ihren Produktionsort und einer Privatperson an ihren Wohnsitz gekoppelt.

Vielleicht erinnert ihr euch an Adam Apfel? Seine Glühpunschfirma produziert erfolgreich in Deutschland seinen Glühpunsch. Hier müsste er auch seine Steuern zahlen. Um aber Steuern zu sparen, hat Adam inzwischen auch eine Tochtergesellschaft in Luxemburg gegründet. Dieses Vorgehen ist auch als Steuerflucht bekannt. 

 

Es wird grundsätzlich zwischen legaler Steuerflucht bzw. Steuervermeidung und zwischen illegaler Steuerflucht, auch Steuerhinterziehung genannt, unterschieden. Bei der legalen Steuerflucht werden Tricks angewandt, um Steuerzahlungen zu umgehen, wie in Adams Fall. Bei der illegalen Steuerflucht brechen Personen bestehende Gesetze, was strafbar ist.

 

Wie ist legale Steuerflucht überhaupt möglich? Weltweit gibt es viele unterschiedliche Gesetze und Regelungen für die Besteuerung und das machen sich Steuertrickser zu Nutze, um legale Steuerflucht zu begehen. Ähnlich wie Adams Glühpunschfirma gibt es Unternehmen, die ganz oder teilweise ihren Firmensitz in sogenannte Steueroasen verlegen. Das sind Länder oder Gebiete, die für Unternehmen, aber auch Privatpersonen, keine oder sehr geringe Steuern auf Einkommen oder Vermögen erheben. 

Adam hat wie viele andere große Konzerne genau dieses Schlupfloch genutzt. Der Trick ist, Gewinne einer Firma zwischen dem Haupt-Unternehmen und der Tochtergesellschaft hin-und herzuschieben. Hä? Adams Tochtergesellschaft in Luxemburg hält zum Beispiel eine Lizenz auf ein bestimmtes Produktionsverfahren, obwohl dort ja gar nicht produziert wird. Damit dann in Deutschland Adams Firma den Glühpunsch produzieren und verkaufen kann, muss sie Lizenzgebühren für dieses Verfahren an die Tochter im Ausland zahlen. Das mindert den steuerpflichtigen Gewinn in Deutschland. Und je weniger Gewinn Adam hat, desto weniger Steuern muss er in Deutschland zahlen. Da der Steuersatz in Luxemburg sehr niedrig ist, muss er auch in Luxemburg kaum Steuern zahlen. Und am Ende bleibt so mehr Geld für Adam übrig.

 

Das Problem hinter Steuerflucht ist vielschichtig: Vorrangig geht es, wie meistens, um Geld. Deutschland verliert jedes Jahr Milliardenbeträge, weil Privatleute und Firmen in Steuerparadiese ausweichen. 

Es geht aber auch um Gerechtigkeit: Adams Bruder Peter Apfel ist zum Beispiel ziemlich sauer auf seinen Bruder. Er arbeitet als Verkäufer in einem Baumarkt. Genau wie Adam fährt er mit Bus und Auto auf öffentlichen Straßen und schickt seine Kinder auf öffentliche Schulen. Doch während Peter die sozialstaatlichen Dienstleistungen über seine Lohnsteuern mitbezahlt, ist Adam fein raus über die Steuertricks. Er zahlt weniger als er eigentlich müsste in das System ein, obwohl er es jedoch nutzt.

 

An diesen Tricksereien gibt es viel Kritik. Die Industrieländer-Organisation OECD entwickelt bis Ende 2015 Maßnahmen, die helfen sollen, die Steuertrickser in ihre Schranken zu weisen. Das Steuersystem soll international reformiert werden und somit ein gerechtes und transparentes System entstehen. Steuern sollen angemessen dort gezahlt werden, wo auch die Produktion anfällt.

 

Peter Apfel würde sich über eine Steuerreform freuen, er findet es gerechter. Und Adam Apfel müsste seine Steuern wieder in Deutschland zahlen. Und hätte so auch keinen Zoff mehr mit seinem Bruder.