Frauenquote - einfach erklärt

Früher waren Frauen im Berufsleben nur äußerst selten anzutreffen, vor allem in höheren Positionen. 

In den letzten Jahrzehnten sind berufstätige Frauen selbstverständlich geworden. Allerdings sind ihre Gehälter häufig niedriger als die ihrer männlichen Kollegen. 

Und auch ihre Karrierechancen sind nicht die gleichen. 

 

In Führungspositionen, besonders in Vorständen und Aufsichtsräten großer Firmen, sind Frauen immer noch eine Ausnahme. Gabriele zum Beispiel hat diese Erfahrung gemacht. Sie arbeitet seit 25 Jahren in einem internationalen Unternehmen. Inzwischen ist sie Bereichsleiterin. Die Chance, dass sie es bis in den Vorstand oder Aufsichtsrat schafft, ist allerdings sehr gering.

 

Der Anteil von Männern und Frauen an der Bevölkerung ist ungefähr gleich. Gabriele findet deshalb, dass sich auch im Top-Management ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis widerspiegeln sollte.

 

Umstritten ist allerdings, auf welchem Weg das erreicht werden soll. Eine Möglichkeit ist die gesetzliche Frauenquote. Hierbei legt der Staat fest, dass Vorstände und Aufsichtsräte zu einem bestimmten Anteil aus Frauen bestehen müssen. Zurzeit werden in Deutschland gesetzliche Quoten von bis zu 40 Prozent diskutiert.

 

Gabriele spricht häufig mit ihrem Kollegen Dirk aus der Rechtsabteilung über das Thema.

Sie findet, dass eine solche Quote sinnvoll wäre. Dadurch würden nämlich mehr hochqualifizierte Frauen die Chance erhalten, im obersten Management zu arbeiten. Dirk hingegen befürchtet, dass er bei Einstellungen als Mann benachteiligt werden könnte. 

Gabriele meint, ein höherer Frauenanteil würde auch für ihre Firma Vorteile bringen. Viele Kaufentscheidungen werden nämlich von Frauen getroffen. Deshalb wäre es gut, wenn Frauen auch in den Unternehmen über die Produkte und das Marketing entscheiden. Sie wüssten nämlich besser, welche Aspekte Frauen bei der Kaufentscheidung ansprechen. Außerdem wäre das Betriebsklima im Unternehmen besser, wenn es mehr gemischte Teams gäbe. Gabriele sagt auch, je mehr Frauen in Führungspositionen gelangen, desto selbstverständlicher könnte es für die Unternehmen werden, Familie und Beruf besser vereinbar zu machen. 

 

Dirk hält dagegen, dass es in manchen Branchen einfach nicht genügend gut ausgebildete Frauen gebe. Als Jurist sieht er zusätzlich das Problem, dass eine staatliche Frauenquote die unternehmerische Freiheit der Firmen einschränken könnte. Grundsätzlich haben die Eigentümer nämlich das Recht, unternehmerische Entscheidungen frei zu treffen.

 

Doch in einem Punkt sind sich Gabriele und Dirk einig:   Es besteht die Gefahr, dass Frauen in Führungspositionen als „Quotenfrauen“ abgestempelt werden. Das heißt, dass sie ihren Arbeitsplatz nur wegen der Frauenquote bekommen hätten.

Auch in der Politik wird die Frauenquote zurzeit heftig diskutiert. Ein alternativer Vorschlag zu einer staatlich festgelegten Quote ist die sogenannte Flexi-Quote. Hierbei verpflichten sich die Unternehmen, eine selbst gewählte Frauenquote in Führungspositionen zu erreichen.

Dass Frauen der gleiche Zugang zur Führungsetage wie Männern gewährt werden sollte, ist unbestritten. 

Ob die gesetzlich festgelegte Frauenquote das geeignete Werkzeug dafür ist, bleibt allerdings offen.