Krieg im Jemen - einfach erklärt

2011 ging eine Welle der Euphorie durch die Arabische Welt: Die Hoffnung war groß, dass sich mit dem „Arabischen Frühling“ die Lebenssituation für große Teile der Bevölkerung verbessern würde. Leider kam es im Jemen anders. Aber der Reihe nach. 

 

Im Jahr 2011 war Ali Abdullah Salih seit 33 Jahren der Präsident des Jemen. Zu diesem Zeitpunkt gehörte das Land schon lange zu den ärmsten der Welt. Als die Stimmen für einen Machtwechsel und bessere Lebensbedingungen dann im Frühling immer lauter wurden, macht Salih zunächst nur wirtschaftliche Zugeständnisse. In der Folge gingen immer mehr Menschen auf die Straße, bis Salih dann im März 2011 das Militär einsetzte, um die Proteste niederzuschlagen – Es fielen Schüsse und es gab zahlreiche Opfer unter den Demonstrierenden. 

 

Um die Gewalt zu stoppen, griff die internationale Gemeinschaft ein und vermittelte zwischen den Parteien: Salih dankte ab und sein Vizepräsident Abed Rabbo Mansur Hadi wurde Präsident.

 

Durch die anhaltende Unsicherheit nach den Ereignissen im Frühling 2011 hatte sich die Lage aber weiter verschlimmert: Korruption, Separatisten, die für einen unabhängigen Süd-Jemen kämpfen und erstarkte Jihadisten machten es Präsident Hadi unmöglich zur regieren. Dieses Chaos nutzte eine weitere Volksgruppe aus: Die schiitische Huthi Minderheit schaffte es die nördliche Provinz Saada und angrenzende Regionen unter ihre Kontrolle zu bringen. 

 

Frustriert von dem ausbleibenden Wandel, stellten sich große Teile der Bevölkerung – auch Sunniten – hinter die Huthis. Zudem schlossen sich Sicherheitskräfte, die dem alten Präsidenten Salih treu waren, nach und nach den Huthi-Rebellen an. Anfang 2015 nahm die Koalition schließlich die Hauptstadt Sanaa ein und zwang den neuen Präsidenten Hadi zur Flucht ins Ausland. 

 

Dass eine schiitische Minderheit immer mehr Macht im Jemen bekam gefiel dem sunnitischen Saudi-Arabien gar nicht. Zumal es hinter dem Aufstand der Huthis die Unterstützung seines politischen Rivalen, dem schiitischen Iran vermutete. 

 

Um das schiitische Aufbegehren zu stoppen, formte sich eine Allianz aus mehrheitlich sunnitischen Ländern. Ihr Ziel: den Aufstand der Huthi-Rebellen und ihrer Verbündeten stoppen und Hadi als Präsident zu stärken. Es begann ein unerbittlicher Boden-Luft-Krieg zwischen der Arabischen Koalition und den Huthi-Rebellen. Dabei unterstützen die USA, Großbritannien und Frankreich die arabische Allianz logistisch und aufklärerisch. Und auch Deutschland leistet indirekt über Waffenlieferung an Saudi-Arabien seinen Beitrag.

 


Und? Hat irgendeine der Kriegsparteien ihre Ziele erreicht? Nein! Im Gegenteil. Durch das anhaltende Chaos sind sowohl lokale Ableger von Al Quaeda, als auch vom IS erstarkt. Die Allianz zwischen Huthi-Rebellen und Anhängern des ehemaligen Präsidenten Salih zerbrach an Auseinandersetzungen über die Kontrolle der größten Moschee der Hauptstadt. Nachdem dann im Dezember 2017 auch noch die Nachricht von Salihs Tot die Runde machte, brachen auch unter seinen Unterstützern Machtkämpfe aus. 

 

Auch die Separatisten, die sich einen unabhängigen Süd-Jemen wünschten, wurden immer lauter und versuchten 2018 Regierungseinrichtungen im Süden des Landes einzunehmen. Daran beginnt schließlich die Arabische Allianz zu zerbröckeln: Während Saudi-Arabien auf der Seite des neuen Präsidenten Hadi steht, unterstützen die Vereinigten Arabischen Emirate eher die Separatisten. 

 

Das Schreckliche: Unter all diesen Machtspielchen leidet vor allem die jemenitische Zivilbevölkerung. Laut den Vereinten Nationen sind seit März 2015 über 7000 Zivilisten getötet und mehr als 11.000 verletzt worden. Ein Großteil der Todesfälle geht dabei auf Bombardements der Arabischen Koalition zurück. Mehr als 20 Millionen Menschen benötigen dringend humanitäre Hilfe wie Lebensmittel und medizinische Versorgung. Da außerdem ein Großteil der Bevölkerung keinen Zugang zu einfacher Sanitärversorgung hat, verbreiten sich Krankheiten rasend schnell. 

 

Als Saudi-Arabien 2015 mit den Luftschlägen begann machten Saudische Regierungsbeamten die Vorhersage, dass der Konflikt in wenigen Wochen vorüber sei...  Jetzt ist es 2019 und ein Ende des Leidens ist nicht in Sicht...