Staatsverschuldung - einfach erklärt

In den Nachrichten können wir in letzter Zeit immer häufiger von einem Wort lesen: Staatsbankrott. Auf der Europakarte werden immer mehr Länder eingezeichnet, denen dieses Horrorszenario droht: Spanien zum Beispiel, Irland, das kleine Island hier oben. Aber vor allem Griechenland und Italien. In den meisten Fällen haben diese Länder eines gemeinsam: Eine ziemlich hohe Schuldenquote. 

 

Die Schuldenquote, das ist das Verhältnis in dem die Schulden eines Landes zu seinen gesamten Einnahmen, dem Bruttoinlandsprodukt stehen. Man kann sich das im Prinzip wie bei einem privaten Haushalt vorstellen. Zum Beispiel Familie Borkowski hier. Die hat ein Darlehen für ihr Haus aufgenommen. Und dieses Darlehen, das beläuft sich auf 50.000 Euro. Wenn Vater Borkowski jetzt durch seinen Arbeitslohn 100.000 Euro im Jahr mit nach Hause bringt, dann würde man von einer Schuldenquote von 50% sprechen können – logisch, denn die Schulden sind so groß wie 50% der jährlichen Einnahmen.

 

Genauso wie Familie Borkowski haben auch Staaten Einnahmen. Nur nicht durch ein Gehalt, sondern eben durch Steuern. Und wie Familie Borkowski nehmen auch Staaten Kredite auf, die heißen bei Staaten jedoch Staatsanleihen. Und dieses geliehene Geld, das ergibt einen ganz schönen Schuldenberg. 

 

Deutschland hat etwa einen Schuldenberg von 1.762 Milliarden Euro angehäuft. Ganz schön viel. Zum Glück stehen diesen Schulden dann noch Einnahmen von 2407 Milliarden entgegen. Und daraus ergibt sich nach Adam Riese eine Schuldenquote von 73%.

Schauen wir uns mal ein Land an, bei dem es nicht so gut läuft: Italien zum Beispiel. Italiens Schuldenzähler, der zeigt gerade 1.760 Milliarden an. Fast genauso viel wie in Deutschland also. Aber diesem riesigen Haufen Schulden, dem stehen auch nur jährliche Einnahmen von 1.520  Milliarden gegenüber. Logisch, dass hier auch die Schuldenquote entsprechend höher ausfällt - 116% um genau zu sein.

 

Die Frage aller Fragen lautet jetzt, wann genau werden aus vielen Schulen zu viele Schulden. 

Warum sind Deutschlands 73% noch okay und Italiens 116% nicht? Oder einfach gefragt: Ab welchem Wert werden die Märkte nervös? 

Nun, dafür gibt es keine feste Regel, aber einen ungefähren Richtwert – und der liegt bei einer Schuldenquote von.....90%. Ab da treten Anlegern so langsam die Schweißperlen auf die Stirn. Denn Anleger glauben, dass ein Staat wie Deutschland seinen Schuldenberg ohne Probleme bewältigen kann, aber dass Staaten wie Griechenland oder Italien nicht die Kraft haben ihren Berg zu meistern. Es ist also wie so oft in der Wirtschaft eine Vertrauensfrage. 

Schauen wir uns - um zu verstehen, warum mangelndes Vertrauen zum Problem werden kann - mal an, wie es bei Staaten normalerweise mit Krediten läuft. Wenn ein Staat Kredite aufnimmt dann zahlt er dafür für Gewöhnlich nur sehr geringe Zinsen. Der Grund: Anleger vertrauen ihm. Fällige Zahlungen kann man dann einfach begleichen, indem man einen neuen Kredit zu ebenfalls geringen Zinsen aufnimmt. Das ist in etwa so, als ob man die eine Kreditkarte benutzt, um die Schulden auf einer anderen Kreditkarte zu begleichen und eine weitere Kreditkarte benutzt um wiederum diese Schulden abzutragen. Auf diese Weise ist immer genügend Geld da und der Wirtschaftsmotor läuft rund. 

Bei einem Staat, in den die Geldgeber das Vertrauen verlieren, verlangen sie als Entschädigung für ihr höheres Risiko jedoch plötzlich auch höhere Zinsen. Das lässt den Schuldenberg wiederum anwachsen, was beim nächsten Kredit die Zinsen wieder in die Höhe schnellen lässt. Und das, das nennt man dann wohl einen Teufelskreis: Hohe Schulden verursachen höhere Zinsen, die wiederum höher Schulden verursachen, was dann wieder zu höheren Zinsen führt. Und so wird der Kreditkreislauf schnell zur Abwärtsspirale. 

An deren Ende steht für Krisenstaaten wie Italien oder Griechenland nicht nur das Stottern des Wirtschaftsmotors, sondern im schlimmsten Fall eine volkswirtschaftliche Vollbremsung. Denn irgendwann ist niemand mehr bereit Geld zu leihen. Die Folge: Forderungen können nicht mehr beglichen werden. 

 

Und dann, dann haben wir es im schlimmsten Fall mit ihm zu tun: Dem Staatsbankrott.