Hedgefonds - einfach erklärt

Das hier ist der Limonadenfabrikant Michi. Michi ist mit seiner Firma der Zitrus AG vor einiger Zeit an die Börse gegangen und hat durch das gewonnene Geld in Erweiterungen seiner Firma hübsch expandieren können. Ne richtig nette Firma ist aus der Zitrus AG geworden, die mal ganz klein, als Limonadenstand in der Fußgängerzone angefangen hat. Michi ist happy, seine Angestellten sind happy und die Anleger sowieso, denn der Börsenkurs der Zitrus AG hat sich ordentlich entwickelt. 

 

Es gibt jedoch eine Gestalt, der das ganze überhaupt nicht schmeckt: Michis Erzfeind Adam. Der produziert mit seiner Apfel AG Glühpunsch und kann Michi, seine Firma und vor allem deren Erfolg auf den Tod nicht leiden. Und mit herkömmlichen Mitteln ist dem Limonadenfabrikanten nicht beizukommen. Die Limonade schmeckt einfach besser als das Apfelgesöff. 

 

Aber Adam hat noch ein paar Pfeile im Köcher: Hedgefonds, Leerverkäufe und feindliche Übernahme. Die dunkle Seite der Wirtschaft, wenn man so will. Und von denen macht Adam jetzt Gebrauch, um die Zitrus AG in die Knie zu zwingen. 

 

Zuerst mal gründet er einen Hedgefond. Was ein Fond ist, das wissen wir ja schon: Ein Topf, in denen viele unterschiedliche Anleger ihr Geld zusammenwerfen und damit gemeinsam Investitionen tätigen. Der Hedgefond ist dann sozusagen der aggressive Bruder des normalen Fonds. Er unterliegt weniger starken Regulierungen, ist mit sehr großen Mengen an Kapital ausgestattet und kann Investitionen tätigen, die gewöhnlichen Fonds verwehrt bleiben. 

 

In seiner aggressivsten Form werden diese Hedgefonds deshalb auch häufig als Heuschrecken bezeichnet. Er investiert bei einem Unternehmen und ist auf kurzfristige Effizienz und Kurssteigerung und zu diesem Ziel sind ihm alle Mittel recht. Wie ein Heuschreckenscharm eben, der von einem Feld zum andern zieht und sich satt ist. Genauso ziehen Hedgefonds von einem Unternehmen zum anderen weiter. 

Natürlich gibt’s auch andere Formen von Hedgefonds, aber die will Adam nicht. Eine richtig finsterere Finanzklitsche soll es sein. Also tut er sich mit ein paar Gestalten der Nacht zusammen, die Geld investieren und fertig ist der Heuschrecken-Hedgefond.


 Und was darf bei so einem üblen Ding nicht fehlen? Leerverkäufe, genau. Die haben ja schließlich auch prima bei der letzten Wirtschaftskrise funktioniert. Wie das geht? Im Prinzip ganz einfach: 

Man leiht sich eine Aktie, die einem gar nicht gehört und verkauft die weiter. Etwas Geliehenes verkaufen? Klingt komisch, geht an der Börse aber. Nun  spekuliert man darauf, dass der Kurs sinkt. Dann kauft man sich wieder eine Aktie zurück um die Aktie dem ursprünglichen Verleiher wieder zurück zu geben. 

 

Und genau das macht Dr. Adam jetzt. Er leiht sich von unserem Ahnungslosen Michi 1 Aktie der Zitrus AG. Diese Aktie, verkauft er an einen Interessenten weiter, der ihm dafür auch 100 Euro zahlt. Dieser erhält im Gegenzug die geliehene Aktie. 

 

Nun streut er Gerüchte an der Börse, der Michi würde schlimme Sachen mit seiner Limonade machen. Die Folge: Logisch, der Kurs bricht ein...auf 10 Euro um genau zu sein. 

Für diesen Kurs kauft Adam dann die Aktien zurück und gibt sie dem verdatterten Michi wider. Die Differenz vom Verkaufserlös und vom Kaufwert für die nun fast Wertlose Aktie ist 90 Euro. Und das ist pro Aktie der Gewinn von Adam. Genauso funktioniert der Leerverkauf: Aktien leihen, verkaufen und für einen geringeren Preis zurückkaufen. Man könnte auch sagen, man wettet gegen eine Aktie...und profitiert davon. 

 

Michis Zitrus AG geht’s durch die ganzen Turbulenzen schon ziemlich schlecht. Also muss er ein paar seiner Aktien verkaufen. In der Folge gehören ihm nur noch 30 % seines Geschäfts. 70 % der ausgegeben Aktien gehören jetzt anderen Aktionären. Außerdem ist der Kurs jetzt richtig tief. Und deshalb schlägt nun Adams große Stunde. Eine feindliche Übernahme. Das geht so: 

 

Normalerweise würde ein Interessent an einer Firma sich direkt an den Vorstand dieser Firma wenden. Das ist ja auch der Chef von dem Laden. Wäre also nur logisch. Bei einer feindlichen Übernahme jedoch umgeht ein Investor jedoch den Vorstand und wendet sich direkt an die Menschen, denen Aktien dieser Firma gehören. Meistens spricht er sie aber auch nicht direkt an, sondern über Mittelsmänner. Man könnte auch sagen: Er verkleidet sich, damit bis zuletzt keiner merkt, dass er sich heimlich still und leise alle Aktien zusammenkauft. Über seine Mittelsmänner bietet er den Aktionären einen höheren Verkaufswert als eigentlich üblich. Adam bietet also jedem der Aktionäre z.B. 20 Euro pro Aktie, obwohl diese nach der Schmierkampagne doch nur 10 Wert sind. Da schlagen alle zu und eh du dich versehen hast, gehören 70 Prozent der Zitrus AG Adam und seinem Hedgefond. 

 

Seine erste Amtshandlung: Unser Michi wird abgefunden, und vor die Tür gesetzt. 

Und die Fabrik platt gemacht, um für eine neue Punschfabrik Platz zu machen. Einen Heidenspaß macht das Adam. Pech für unseren Limonadenfabrikanten Michi. Der ist jetzt um ein paar Erfahrungen reicher, aber um eine Firma ärmer. 

Er hat den Giftschrank der Wirtschaft aus nächster Nähe kennengelernt: Hedgefonds, Leerverkäufe und die feindliche Übernahme.  Unser Limonadenfabrikant nimmts nicht so schwer...denn wenn ihm das Leben eines beigebracht hat, dann das: Wenn das Leben dir eine Zitrone gibt, mach Limonade draus. Und das macht er jetzt auch... dort, wo er angefangen hatte: In der Fußgängerzone mit einem neuen Zitronen-Stand.