Reformation Martin Luther - einfach erklärt

Lina kann lesen, versteht die Texte und kann sich eine eigene Meinung bilden. 

Für sie ist das ganz normal, aber vor 500 Jahren war das für viele Menschen noch gar nicht so selbstverständlich.

 

Damals waren Deutschland und Teile Europas politisch und geografisch anders aufgeteilt. Kaiser, Könige, Fürsten und die römisch-katholische Kirche - eine evangelische gab es damals noch gar nicht - regierten. 

Sie gaben meist den Menschen vor, was sie zu glauben und wie sie zu leben hatten.

 

Für die sündigen Menschen hatte die Kirche so einiges im - naja, wie soll man sagen - „im Angebot“. Zum Beispiel verkaufte sie „Ablassbriefe“. Diese sollten einen scheinbar von Sünden befreien, um so die Zeit im Fegefeuer - also die Zeit vor dem Eintritt in den Himmel - zu verkürzen oder ganz zu umgehen. Geld statt Buße. Und das nicht nur für sich selbst, sondern auch für die verstorbenen Angehörigen. 

Mit dem Geld finanzierte die Kirche zum Beispiel den Bau des Petersdoms und stopfte Finanzlöcher.

 

Nicht jeder war damit einverstanden. Ein Theologe namens Martin Luther, kritisierte diesen Missbrauch des Ablasses. Laut Überlieferungen soll er am 31. Oktober 1517 dazu 95 Thesen veröffentlicht haben. Er listete Gründe auf, dass es um den Glauben allein, die Reue und Gottes Gnade gehe - und nicht um die Abgabe von Geldern und die Institution Kirche. 

Wie seine Thesen bekannt wurden, weiß man bis heute nicht genau, fest steht aber: Luther schrieb Geschichte - und läutete eine „Reformation“, also eine „Erneuerung“ ein.

Dank der neu entwickelten Buchdrucktechnik verbreiteten sich Luthers Schriften schnell und er gewann Anhänger. Die Kirche fand das gar nicht so gut. Ausgeschlossen, angeklagt und verfolgt, war es für Luther eine turbulente Zeit. 

 

Fernab der Öffentlichkeit, auf der Eisenacher Wartburg, schrieb er unter dem Pseudonym „Junker Jörg“ weiter. Dort übersetzte er auch das Neue Testament aus dem Griechischen, Hebräischen und teilweise Lateinischen ins Deutsche. 

Damit ermöglichte er vielen, die Bibel zu lesen und sich eigenen Gedanken zu machen. Bildung und Freiheit waren die wichtigsten Themen der Reformation.

 

Es ging dabei aber nicht nur um eine religiöse Angelegenheit. Luther hat in seinen Reformationsschriften auch alle angesprochen, die mit der politischen und sozialen Ordnung unzufrieden waren.

Wie zum Beispiel die Bauern, die unter Abgaben und Leibeigenschaft litten. Sie verlangten jetzt Gerechtigkeit von den Herrschenden.

 

Die Institution der katholischen Kirche wankte - und eine neue „evangelische Kirche“ gründete sich. Auch wenn das nicht unbedingt Luthers Absicht war.

 

Im Laufe der Jahrzehnte löste sich die damalige gemeinsame Ordnung von Kirche und Staat nach und nach auf. Auch der Ablasshandel ist seit 1562 in der katholischen Kirche verboten.

 

Jetzt weiß Lina, warum in ihrem Kalender der 31. Oktober als Reformationstag vermerkt ist. Die evangelischen Christen gedenken an diesem Tag Martin Luthers Thesenveröffentlichung und dem Start für eine Reformation, die für Freiheit, Gerechtigkeit, Bildung und soziale Gleichheit steht.